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Christian Witt, DOPING / Ein olympischer Albtraum, 15/2008, S.198-200

 

DDR-Dopingopfer Inès Geipel gibt tiefe Einblicke in Chinas verborgene Muskelmastszene -und Ausblicke auf die Spiele 2008 in Peking

 

(p.199) Der politische Scherbenhaufen nach der gewaltsamen Eindämmung der Proteste in Tibet, mit mehr als 100 Toten, ist vor Olympia 2008 in Peking nicht mehr aus der Welt zu kehren. Die Erwartungen an die Wettkämpfe in China sind ebenso gedämpft. Insider wie die ehemalige DDR-Leistungssportlerin und Staffel-Sprint-Weltrekordlerin Inès Geipel, selbst Opfer eines menschenverachtenden verbotenen Muskelmastprogramms, vermuten, dass mit den Spielen auch eine neue Dopingzeitrechnung beginnt. In ihrem am 14. April erscheinenden Buch ,,NO LIMIT » schildert Geipel, welche Szenarien sie bei Recherchen in China vorgefunden hat – und vor welchem (Doping-)Hintergrund Olympia im August stattfinden wird. Exklusiv in FOCUS erste Auszüge:

So machte im August 2006 die Sportschule Anshan in der Provinz Liaoning Schlagzeilen. (…) Fahnder der Kontrollkommission des Pekinger Sportamts stürmten nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua auf einen anonymen Tipp hin die Schule und beschlagnahmten annähernd 500 Flaschen EPO und anabole Steroide, mit denen 15- bis 18-Jahrige auf einen Provinzwettkampf vorbereitet werden sollten. Bei der Durchsuchung der Schu­le wurden Trainer dabei ertappt, wie sie zehn Athleten gerade Injektionen setzten. Im Kühlschrank des Direktors der Schule lagerten 275 Flaschen mit EPO und 124 mit Steroiden.

Chinesische Sportjournalisten überraschte das nicht. Die Schule sei kein Einzelfall, sagten sie und zeigten sich eher darüber erstaunt, dass die staatliche Sportverwaltung und die Anti-dopingkommission überhaupt in der Provinzschule angerückt waren. Seit Langem sei der massenhafte Konsum von Wachstumshormonen, EPO, Anabolika und sogar von Myostatin-Blockem an chinesischen Sportschulen bekannt. Regelmässig stünden Dealer vor den Schulgebäuden und böten ihre Waren feil. Vielfach fänden sich in der Nähe dieser Schulen – in den Millionenstädten wie in den Provinzgegenden – gebrauchte Ampullen, Spritzbesteck, Tablettenschachteln. Die Indizien, meinten die Journalisten, seien eindeutig.

Dass die Vorfälle an der Anshan-Schule nichts Einmaliges sein konnten, belegt ein Vorkommnis, das als „ Operation Raw Deal » in die Annalen der Kriminalitätsgeschichte eingegangen ist. Bei dieser Aktion, die von der amerikanischen Antidrogenbehörde DEA ausging und an der Interpol und Behörden aus neun Ländern beteiligt waren, wurden im September 2007 nach 18 Monaten Ermittlung 11,4 Millionen Einheiten Steroide im Gesamtwert von 50 Millionen Dollar beschlagnahmt, weltweit 124 Dealer verhaftet und 56 US-amerikanische Labore geschlossen, die importiertes Rohmaterial zu Steroiden verarbeitet hatten. Ausserdem stellten die Behörden 6,5 Millio­nen Dollar Bargeld, 25 Fahrzeuge, 3 Boote, 71 Waffen, 27 Tablettenpressen sicher. Die Ermittlungen ergaben, dass 99 Prozent dieser Rohmaterialien aus der Volksrepublik China stammten, und zwar von 37 Produktions- und Handelsstätten, die die Rohstoffe an die ame­rikanischen Labore geliefert hatten.

Das chinesische Unternehmen GeneScience Pharmaceutical, der grösste Fabrikant von Wachstumshormonen in China, wurde im Zusammenhang mit den ,,Raw Deal »-Ermittlungen im US-Bundesstaat Rhode Island angeklagt. Die Firma soll das chinesische Wachstumshormon Jinotropin per E-Mail und über Websites verkauft haben. Die Ermittlungen in China selbst dürften sich allerdings wenig aussichtsreich gestalten, da die Firmen Arzneimittel legal herstellten, die im Internet anonym gekauft werden können. Bei Versand bleibt die Ware unmarkiert. Werden solche Fabriken aus welchen Gründen auch immer geschlossen, ändern die Vertreiber lediglich ihre Telefonnummer und Adresse. Al­les andere läuft weiter wie vorher. Nach Angaben des amerikanischen Fernsehsenders ESPN werden auf dem chinesischen Pharmaziemarkt inzwischen 67 Milliarden Dollar jährlich umgesetzt, hauptsachlich soll es sich um anabole Steroide und Wachstumshormone handeln, die, weil sie billiger nicht zu ha­ben sind, aus aller Welt nachgefragt werden. Nach Einschatzung der WADA bestreitet Chi­na 70 bis 80 Prozent des weltweiten Schwarzmarkts fur Wachstumshormone, ein Volumen von etwa 480 Millionen Dollar. Es ist ein ra­sant wachsender Markt.

Vor diesem Hintergrund wirken die Zahlen, die der chinesische Sportminister Liu Peng ganze drei Monate nach der „ Operation Raw Deal » am 7. Januar 2008 zu verlautbaren hatte, bizarr: 10238 Dopingkontrollen habe es im Jahr 2007 im Land gegeben. 15 davon seien positiv gewesen. Die Rate lierge damit bei 0,2 Prozent und sei die niedrigste seit Einfùhrung von Dopingtests 1990 überhaupt. In Bezug auf die 15 positiv getesteten Fälle meinte Jian Zhixue, Chef der chinesischen Antidoping-agentur: ,,Das hat uns wachgerüttelt, dass es da noch Schlupflöcher gibt. « 

Guanxi-Netzwerke. Wie es um die offizielle chinesische Sportpolitik tatsächlich bestellt (p.200) ist, könnte erhellen, was sich ausgerechnet zwei Tage vor Liu Pengs öffentlicher Zahlenfarce ereignete. Beim traditionsreichen Marathonlauf im südostchinesischen Xiamen am 5. Januar 2008 lieferte die 18-jährige Zhang Yingying ein sagenhaftes Rennen. Sie gewann die 42-Kilometer-Strecke in 2:22:38 und holte sich damit den Juniorenweltrekord. Ihre persönliche Bestzeit hatte sie erst drei Monate zuvor bei ihrem erst zweiten Lauf über die Distanz in 2:27:20 aufgestellt. Innerhalb von drei Monaten hatte sich Zhang Yingying demnach um fast fünf Minuten verbessert, und das in einer Disziplin, die üblicherweise von Läuferinnen Anfang 30 dominiert wird.

Daran könnte man zweifeln, doch die Sache ist noch vertrackter. Einen Tag nach dem Lauf hatte eine Lokalzeitung nämlich geschrieben: „ Merkwürdigerweise waren die Gewinnerin des Xiamen-Laufes Zhang Yingying sowie die Gewinnerin des Pekinger Marathons im Oktober Bai Xue nicht auf der Shortlist der potenziellen Olympiateilnehmerinnen in dieser Disziplin verzeichnet.  » Ein Blog glaubte die Hintergründe zu kennen: ,,Obwohl Bai und Zhang vor Kurzem tolle Leistungen gezeigt haben, hatten sie nicht das Vertrauen der Pekin­ger Sportoffiziellen, und zwar wegen ihrer Verbindungen zu Wang Dexian. » Wang Dexian? Richtig ist, dass die beiden Olympiaanwärterinnen zurzeit bei Wang Deming, dem jüngeren Bruder des wegen Doping und Misshandlung in Verruf geratenen Wang Dexian, trainieren.

Ein winziges Détail, das das Kulissenprinzip des chinesischen Sports, aber auch sein unverändertes Dilemma verdeutlicht: Da ist zum einen die Angst der Offiziellen, eine auf Grund ihres Xiamen-Sieges fur die Spiele gesetzte Zhang Yingying liefe im olympischen Sommer 2008 das Rennen ihres Lebens – und gewänne. Internationalen Medien fielen nach der Pressekonferenz der pausbäckigen Marathon-Olympiasiegerin gewisse Verbindungen auf. Wang … wer noch mal? Das alte Dopingdesaster käme abermals auf den Tisch und stoppte den weltumspannenden China-Hype. Ein Alptraum!                                           

 

Dopingopfer

Inès Geipel, 47

 

Karriere Geboren am 7. Juli 1960 in Dresden; von 1977 an Leistungssportlerin bei Motor Jena und DDR-Top-Sprinterin; heute Schriftstellerin und Professorin an der Berliner Schauspiel-Hochschule-Ernst Busch »

 

Konsequent Liess (als unwissentliches DDR-Dopingopfer) ihren Namen aus der Weltrekordliste im 4xl00-m-Sprint/Frauen streichen

 

,,Dann wird Olympia eine Farce… »

 

Buchautorin und Leistungssport-Expertin Inès Geipel über die dringenden Pflichten der IOC-Bosse im Vorfeld von Peking 2008 und ein mögliches Doping-Horrorszenario

FOCUS: Was erwarten Sie von den Olympischen Spielen 2008 in Peking?

Geipel: Zunächst erwarte ich vorab Grundlegendes: Es gibt katastrophale Menschenrechtsverletzungen in China, die im unmittelbaren Zusammenhang mit den Spielen in Peking zu sehen sind, Verhaftungen von Bürgerrechtlern, Künstlern oder Bauern. Das Internationale Olympische Komitee ist in der Pflicht, darauf zu pochen, dass diese Personen aus den Gefängnissen kommen. Diese Vorgaben sind schliesslich in der Olympischen Charta verankert.

FOCUS: Abgesehen von allen politischen Missständen – was munkelt man in der vorolympischen Dopingszene?

Geipel: Es gibt Experten, die behaupten, es gebe mehr als 100 neue Präparate für konventionelles » Doping. Wenn darunter nur eine Substanz, ähnlich wirksam wie EPO, sein sollte, wird Olympia 2008 eine Farce.

FOCUS: Als Indiz fur neue Wunderstoffe gelten ext­reme Leistungssprünge und unbekannte Athleten, die plötzlich Weltrekorde knacken …

Geipel: Wir müssen auf alles gefasst sein in Pe­king, zumal das Gros der chinesischen Athleten verstreut über das riesige Land in irgendwelchen Sportschulen oder abgeschotteten Militärbasen trainiert. Regelgerechte Dopingkontrollen gibt es nicht, gab es nicht, wird es auch bei Olympia nicht geben. Da haben Partei und Geheimdienst schon eine fürsorgliche Hand drauf.

Zwar werden internationale Biochemiker- auch aus dem Kölner Labor – anreisen und mitarbeiten. Aber das ist in meinen Augen mehr Folklore als ernsthafte Kontrolle. Externe und sicherlich auch engagierte Anti-Doping-Experten werden nicht garantieren können, dass in Peking mal Proben verschwinden oder ,aus Versehen » verpfuscht werden.        

 

Olympic games – The ghosts of Mexico 1968, in: The Economist 26/04/2008

 

A massacre that was hushed up to ensure a « successful » sporting event

It was the first-and only-time that the games were held in Latin America. Mexico’s economy was growing fast, and its rulers were keen to show that their newly modem country could afford to stage an event as costly as the Olympics. President Gustave Diaz Ordaz decreed the construc­tion of shiny new stadiums.

But despite its outward modernity, Mexico’s politics were (like those of China) trapped in another age. There was a one-party state, a muzzled media and judiciary, and an oppressive security apparatus. And 1968 was a natural time for Mex­ico’s youth to challenge the regime; it was, after all, the year of global student revolt. All Mexico’s demonstrations that summer had an especially dramatic feel because of the imminent arrival of the games.

The president, a narrow-minded bigot, was determined that nobody would hi-jack or derail them; the games would go ahead whatever happened. He also realised how hard that would be when, on Au-gust 2yth, about 400,000 people con-verged on the centre of Mexico City to hurl abuse at him.

Another rally was planned for October 2nd, just ten days before the opening. Thousands gathered in the Plaza de las Très Culturas, part of the vast new Tlatelolco housing project. Security forces were waiting for them. Plain-clothes agents tried to mingle with the crowd, but they stood out by wearing a single white glove.

They were subsequently found to be-long to the self-styled « Olympia Battalion », a shadowy paramilitary squad. Acting as agents provocateurs, just after 6pm they fired on the crowd, prompting army troops to open up with machineguns. As people tried to flee, some were killed by soldiers wielding bayonets.

Unofficial estimates of the death toll ranged from 150 to 325. But the official body count was just 20 dead, and the gov­ernment said its soldiers had been provoked by terrorist snipers. With editors in the pockets of the government, any jour-nalist wanting to write more was given short shrift. « There’s an order, » one was told by her editor. « We’re going to concentrate on the Olympic games. »

Astonishingly, the International Olym­pic Committee went ahead as planned. Ten days after the massacre Mr Diaz presided over the opening ceremony. The truth about the massacre would not be re-ealed for another three years; the one-party state continued for another 32 years. Unlike China today, most of the protests over Mexico 1968 were internal rather than external. But it was an awful example of what governments will do for a superficially successful games.

 

Patrick de Rynck, Aan het kruis ! Voor de leeuwen!, in: DeM 24/08/2011

 

The Victor’s Crown zet een aantal misverstanden recht die onder meer via sandaalfilms worden gecultiveerd: nee, het was doorgaans niet de bedoeling dat gladiatoren stierven, ondanks spreekkoren die het tegendeel eisten. Daar waren gladiatoren simpelweg te duur voor in de ogen van hun mana­gers en bovendien waren velen van hen geen slaven maar gerespecteerde vrije burgers. Ja, in bepaalde peri­odes deden ook vrouwen intensief aan sport, naar het voorbeeld van Sparta. En nee, het was niet zozeer de christelijke cultuur die het einde van de antieke Olympische Spelen inluidde, wel de belabberde economische toestand in de late oudheid en de veranderende smaak. De vele spelen in de oudheid, er waren er grotere en kleinere, hadden overigens niets met amateurisme te maken. Dat is een uitvindsel van baron Pierre de Coubertin. Je kunt ze beter vergelijken met de huidige Diamond League of het circus aan tennistournooien die hun data op elkaar afstemmen om de betrokken steden met de beste atleten van het moment te laten uitpakken. Het aantal spelen nam in de oudheid overigens voortdurend toe, en niet altijd met succes: Potter citeert een uitslagenlijst uit Klein-Azië waarbij een aantal kransen, het équivalent van onze médailles, niet werd toegekend wegens geen, of falende, of alleen maar gediskwalificeerde deelnemers.

 

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Fussballgolf

(F&A, 2013)

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